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Myanmar (Burma) 1996

 

 Sonntag, 10.11.96

Um 8:00 Uhr fahren wir ab zur Shwedagon Pagode, wir gehen den Westeingang hoch, mit Rolltreppen ! , denn die Pagode liegt auf einem 60 m hohen Hügel. Die Gründung der Pagode liegt in mystischem Dunkel, die erste Pagode in diesem Gebiet soll aber schon 586 vor Christus erbaut worden sein. Sie wurde mehrfach überbaut und vergrößert, ihre jetzige Höhe erreichte sie 1773. Unten vor dem Eingang zieht man Schuhe und, soweit man hat, auch Strümpfe aus, alle Pagoden dürfen in Burma nur barfuß betreten werden, das gilt auch, wenn diese schon halb zerfallen sind. In der Regel nimmt man seine Schuhe dann in der Hand mit, bei der üblichen burmesischen Fußbekleidung ist das ganze auch kein Problem, die Riemchenschlappen sind blitzschnell ausgezogen und ich beobachte manche, die beim Verlassen der Pagode die Schuhe nur auf den Boden fallen lassen und praktisch ohne anzuhalten im Weitergehen in die Schuhe schlüpfen. Oben auf der Terrasse empfängt uns die riesige goldenen Glocke der Stupa und die vielen kleinen goldenen und silbernen Stupas, kleine Tempel und Schreine. Das meiste scheint relativ neu, nur wenige Gebäude – mit besonders schönen Schnitzereien – haben offensichtlich den letzten Brand überstanden (mehrfach wurden Teile der Pagodenanlage von Bränden zerstört). Teilweise wird renoviert, dabei wird die Farbe abgekratzt und abgemeißelt, da sie teilweise in dicken Schichten die Skulpturen bedeckt. Der Boden der Terrasse ist mit Marmorplatten in weiß und schwarz belegt, manche Strecke auf diesem Boden legen wir sehr zügig zurück, denn insbesondere die schwarzen Platten werden in der Sonne gut warm.shwedagonk1

Der goldene Stupa ist beeindruckend. Er steht auf einer achteckigen Basis mit einem Umfang von 500 m, der zentrale Stupa erhebt sich 107 m, am Außenrand der Basis stehen 4 größere und 64 kleine Stupas. An den acht Ecken der Basis stehen die acht Stationen der Planeten, jeder verkörpert einen Wochentag und wird durch ein Tiersymbol dargestellt (Mittwoch wird als 2 Tage betrachtet, vormittag und nachmittag). Wir sehen viele Leute mit Opfergaben, vor allem kleine, meist weiße Schirmchen und Blumen. Wer am entsprechenden Wochentag Geburtstag hat, bringt hier am Planetenpunkt seines Tages sein Opfer. Hier stehen Figuren und kleinere Buddhas aus Marmor, diese werden von den Leuten mit Wasser übergossen, das bringt dem Buddha angenehme Kühle und die Wohltat kommt auf den Spender zurück. 8 Wochentage + Buddha ergibt die Zahl 9, dies ist daher eine Glückszahl, daher gibt es in Burma auch Geldscheine zu 45 und 90 Kyat.

Die sogenannte Glocke des Stupa ist mit Goldplatten verkleidet, inzwischen seien es ca. 80 t Gold, aber das wertvollste ist der Hti (der schirmartige Aufsatz auf der Glocke des Stupa) mit vielen Edelsteinen (Rubine, Saphire, Diamanten), er soll 1,25 t schwer sein und besetzt mit 1090 Diamanten und 1338 Rubinen und Saphiren, besteht aus 7 Schirmen übereinander, abgeschlossen von der "Diamantenknospe", ein Hohlkörper, der besetzt ist mit 4350 Diamanten und 93 anderen kostbaren Steinen. An der Spitze sitzt ein großer Diamant von 76 Karat. Manchmal kann man es aufblitzen sehen aus dem Hti. 1065 Glöckchen aus Gold hängen am Rand der Schirme und verbreiten bei jedem Windhauch ein feines Klingeln.

2 große Glocken hängen in kleineren Andachtshallen (Tazaung), zuerst wenig entfernt vom Westeingang (wenn man sich wie üblich nach links wendet, um den Stupa im Uhrzeigersinn zu umrunden) die Maha Ganda Glocke.

In der Ecke zwischen Nord- und Ostaufgang hängt in einem Tazaung die Maha Tissada Glocke, sie ist die zweitgrößte Glocke im Land nach der Glocke von Mingun. Glocken werden vor allem nach dem Gebet mit einem Holzpflock angeschlagen, um Luft und Erde als Zeuge der vollbrachten guten Tat anzurufen.

Dort, wo laut Plan der Schutznat der Pagode sein soll, sehe ich nur Buddha - Statuen. In einem Tempel findet gerade eine Zeremonie statt, ein Mönch rezitiert, ein anderer Mönch sitzt daneben und ißt. Im südlichen Treppenaufgang möchte ein Mönch mit einer großen vollen Opferschale gerne Dollars.

Gegen 11:00 Uhr verlassen wir die Shwedagon und tauschen zuerst mal Geld, d.h. wir geben jeweils unsere 300 FEC an Kyaw und er verschwindet für einige Zeit und tauscht für uns in die Landeswährung Kyat. In einem Restaurant mit burmesischer Küche etwas außerhalb essen wir zu mittag, auch sehr gut, ich esse Fischbällchen mit vielen Zwiebeln, dazu gibt es verschiedenes rohes Gemüse, u.a. ladies fingers, mit Fischsoße, etwas eigen im Geschmack aber nicht übel. Zum Nachtisch gibt es eine Art Bonbons aus kristallisiertem Fruchtsirup, genannt Chicoree. Es schmeckt ein wenig nach Lakritz und süß, welche Frucht es ist, ist im Augenblick nicht rauszukriegen, viel später sehen wir dann, woraus es gewonnen wird, es ist der Saft der Toddy - Palme.

Dann fahren wir los nach Bago, zuerst recht unansehnlich mit Fabriken u.ä. entlang der Straße, dann vorbei am alliierten Soldatenfriedhof mit kurzem Stop und schließlich fahren wir zwischen weiten Reisfeldern.

bago1kVor Bago biegen wir ab zur Kyaik Pun Pagode. Die 4 nach den vier Himmelsrichtung blickenden sitzenden Buddha - Figuren von 30 m Höhe sehen eindrucksvoll aus, sie stellen Gautama, sowie die Vorzeit – Buddhas Kakusandha, Konaganama und Kassapa dar. Drei der Figuren sind noch die ursprünglichen, erbaut 1476 von König Dhammazedi, eine der Figuren ist 1930 neu aufgebaut worden, nachdem sie bei einem Erdbeben zerstört wurde. Man kann nicht eindeutig erkennen, welcher der 4 der wiederaufgebaute ist, da alle relativ neu bemalt sind, laut Reiseführer ist es der nach Westen blickende Kassapa. Hier kostet es keinen Eintritt, aber eine Donation wird gerne genommen. Auch hier sieht man lauter freundlich lächelnde Leute, keiner ist aufdringlich, auch die nicht, die etwas zu verkaufen haben.

Wir fahren weiter nach Bago (= Pegu), zunächst zum Hotel, bringen die Koffer rauf ( ein Schild im Zimmer informiert darüber, daß das Auswechseln des Schlosses am Safe bei Verlust des Schlüssels 200 K kosten würde, das sind 2 DM) und dann geht’s weiter zum liegenden Buddha. Der lächelt geheimnisvoll. Erbaut 1476, dann verfallen und vom Wald überwuchert, wurde er 1900 wiederentdeckt und restauriert und 1930 mit einem Dach versehen. Daneben stehen kleine Schreine mit je drei Steinstelen mit Inschriften auf Sanskrit und auf Mon.

cinthekAnschließend ein kurzer Gang über den Markt, aber da ist nichts mehr los. Zurück ins Hotel und  nach Einbruch der Dunkelheit (Moskitos massenweise !) zur Shwemawdaw – Pagode, die Haar- und zwei Zahnreliquien Buddhas enthält. Zwei große Chinthe stehen am Eingang, die Pagode ist mit 115 m höher als die Shwedagon, auch hier sind die 8 Planetenpunkte an den Ecken des Sockels, die Ausdehnung der Terrasse ist aber nicht so riesig wie bei der Shwedagon. Beim Erdbeben war der Hti herabgestürzt, einen Teil davon kann man noch auf der Terrasse leigend sehen, ein neuer Hti wurde aufgesetzt. Wegen mehrmaliger Zerstörung durch Erdbeben ist die Pagode relativ neu, sie wurde zuletzt 1952 neu aufgebaut, die erste Gründung liegt jedoch bereits mehr als tausend Jahre zurück. Es sind ordentlich viel Leute da, aber kein Vergleich zu den vielen Menschen morgens in der Shwedagon. Es ist recht ruhig, eine angenehme Stimmung, im Schein von Kerzen sitzen betende und meditierende Gläubige.

Abendessen in Bago Kyaw Swa, exzellent chinesisch, wir zahlen ca. 500 K pro Person einschließlich der Getränke.