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Myanmar (Burma) 1996

 

Donnerstag, 28.11.96

Morgens Besuch des weitgehend stationären Marktes von Nyaung U (nicht der an der Shwezigon, da fahren wir vorbei, der findet nur während der Festlichkeiten statt). Wie fast alle Märkte ist auch dieser interessant, aber natürlich nicht so wie ein Markt in Kalaw. Es gibt große (und kleine) Fische, Tanaka in jeder Form, hier vor allem nicht mehr als Holz, sondern "instant" als Barren, Stift oder sogar in einer Dose, mit etwas Aroma vermischt.

Dann Fahrt zum Mt. Popa ca. 1,5 – 2 h. Der große Berg heißt Mt. Popa (1518 m), der einzelstehende Basaltblock mit dem Kloster obendrauf ("hillock") heißt Taung Kalat und ist 737 m hoch. popakZuerst essen wir zu Mittag am Fuße des Taung Kalat, dann ersteigen wir den Berg – selbstverständlich barfuß. Ein überdachter Aufgang führt hoch zum Kloster, zuletzt zwei kurze Stücke mit steilen Stahltreppen, aber insgesamt nicht so mühsam, wie laut Reiseführer zu erwarten. Es gibt unten an der Straße neben einigen Restaurants auch einige "Apotheken" mit Pflanzen, Steinen, Holz, und anderen heilswirksamen Dingen, typisch sind in einer Flüssigkeit eingelegte gelbe Blütenblätter in Flaschen. Der Mt. Popa ist berühmt für die reichlich hier wachsenden heilkräftigen Pflanzen. Auch am Aufstieg gibt es wieder viele Verkaufsstände und es gibt Affen. Wenn man ihnen etwas anbietet und nicht alles gibt, werden sie frech, einer klettert mir auf die Schulter und setzt sich dann auf die Fototasche. Beim Aufstieg sehen wir in einen Raum, dort rezitiert der Sayadaw Sutras vor ca. 10 Mönchen und etwa 30-40 Einheimischen Laien, er sitzt auf einem erhöhten Sitz unter einem Schirm. Dies ist der Beginn einer 7-tägigen Non-Stop-Lesung des Abhidharma, der höchsten buddhistischen Philosophie, die dann im Wechsel von Mönchen je 1 Stunde gelesen wird. Den einzelnen Mönch ohne weiteres Publikum sehen wir dann beim Abwärtsgehen auf dem Sitz lesen, soweit ich mich erinnere, ohne Schirm (da er ja kein Sayadaw ist).

Rezitationen der Mönche erfolgen in Pali, die Leute verstehen also nichts, glauben aber, daß allein das Hören der Sutren Verdienst bringt. Belehrungen für das Volk (zum Beispiel zu bestimmten Zeiten im Kloster) erfolgen aber in Myanmar-Language, nahezu der gesamte Tripitaka ist ins burmesische übersetzt.

Die Übernachtung im Kloster hier (wie von uns eigentlich geplant) ist für Ausländer seit ca. 3 Jahren nicht mehr gestattet, da dies vor allem von Rucksacktouristen zum Geldsparen genutzt wurde. Wir suchen uns deshalb eine Unterkunft im Guesthouse (1995 eröffnet, einfach, keine air condition- das ist auch nicht notwendig, Dusche, 10 Dollar pro Person).

Dann fahren wir in den Mountain Park, Eintritt 5 Dollar pro Nase ! Man könnte dort auf allerlei Naturlehrpfaden wandeln, es gibt ein neuerbautes, noch nicht fertiges Resort, da können wir nicht hin, da der Ministerpräsident da ist, und wir begeben uns auf eine Aussichtsplattform mit dem weiten Land vor uns und davor der Granitblock des Taung Kalat, allerdings im Gegenlicht und dunstig. Die weite Ebene erstreckt sich bis Bagan, nur unterbrochen von sanften Hügelketten. Die Sonne versinkt unspektakulär im Dunst und Wolken hinter dem Berg. Ein Vogel, eine Art Schleierschwanz, setzt sich kurz vor uns auf einen Baum. Als wir von dem Aussichtspunkt zurückgehen, erwarten uns drei Männer vor einem noch nicht fertiggestellten Gebäude, es ist der Deputy Minister (second chief) für Forsten und Naturschutz, der das Naturschutzgebiet am Mt. Popa inspiziert, das hier eingerichtet wurde. Er lädt uns zu chinesischem Tee und Knabberzeug ein (Bier habe er leider nicht). Kein Soldat weit und breit zu sehen, während wir mit dem Minister plaudern, nur der eine seiner beiden Begleiter – der sich jedoch auch am Gespräch beteiligt, also wohl keine untergeordnete Charge ist, macht einen sehr stämmigen Eindruck, das scheint eine Art Sicherheitsmann zu sein. Die ganze Atmosphäre paßt irgendwie nicht zu einer so grimmigen Militärdiktatur, wie sie bei uns in der Presse und von Regierungsseite beschrieben wird, ohne dass ich damit bestreiten will, dass es nicht zum besten steht mit den Menschenrechten in Myanmar. Aber mein Eindruck ist, dass bei uns im Westen hier ein Sündenbock aufgebaut wird, den man gut schlagen kann, weil er keine Wirtschaftsbeziehungen beeinträchtigt, im Gegensatz zu China, wo nach meinem Dafürhalten die Menschenrechte noch weniger geachtet werden als in Myanmar. Nach ca. 20 Minuten werden wir wieder entlassen und fahren in unser Guesthouse, wo wir auch im angeschlossenen Restaurant zu Abend essen.