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Myanmar (Burma) 1996

 

Samstag, 30.11.96

Ca 6:00 Uhr morgens höre ich vom Hotelzimmer aus Singen in der Nachbarschaft, es muß hier eine Adventgemeinde geben. Frühstück 7:30 am Teich des Restaurants. Jemand füttert die Fische, es sind gut armlange Karpfen, die aus der Hand fressen, ca. 30 an der Zahl. Natürlich lassen auch wir uns von den Fischen aus der Hand fressen.

Zunächst fahren wir in Richtung der Shwesandaw – Pagode. An der Hauptstraße, nur gut 100m von unserer Hoteleinfahrt entfernt, liegt die Payagyi Pagode. Sie besteht aus einem großen ca. 50 m hohen zuckerhutförmigen Stupa mit aufgesetzter Spitze aus unverputztem Backstein. Die Pagode wurde angeblich bereits 100 v.Chr. erbaut von König Duttabaung und bildete einen der Eckpunkte der alten Stadt Sri Ksetra. Der Stupa steht auf einem quadratischen Sockel, Treppenstufen führen auf einen shinpy1kkreisförmigen Umgang. Als wir uns nähern, hören wir bereits laute traditionelle Musik aus den unvermeidlichen schlechten Lautsprechern, auf dem Umgang des Stupa eine festliche Menge, in gelb herausgeputzte und stark geschminkte Mädchen und Jungen und viele goldene Schirme. Hier findet das Shin Pyushinpy2k (Noviziation) für 50 Jungen und Mädchen statt. Die Pagode wird 3 mal umrundet, voraus geht eine Art Zeremonienmeister, dahinter ein betender und rezitierender Mann, dahinter die zukünftigen Novizen mit Angehörigen. Dann steigen die Novizen auf zwei bereitstehende LKW, getrennt nach Mädchen und Jungs. Einige Mädchen nehmen das Nonnen-sein noch nicht so ernst und werfen mir Küsse zu, als ich sie fotografiere. Sie werden dann durch die Stadt gefahren. Später findet in der angrenzenden Halle ein Fest statt, den Novizen werden die Haare geschoren, sie werden von den Mönchen umgekleidet und ins Kloster aufgenommen.

PYEPAGkWir fahren weiter zur Shwesandaw – Pagode, sie steht auf einem Hügel und es gibt einen Aufzug für die Bequemlichkeit (2 K). Für Fotoapparate hat man ebenfalls zu bezahlen, laut Schild 50 K, es ist aber niemand da zum Kassieren. Die Atmosphäre hier oben ist außerordentlich friedlich und ruhig ("sabbatlich"), einige Leute sitzen betend vor den "Tagesbuddhas", einer begießt die Figur. Am Hti klingen die Glöckchen im Wind, der heute etwas kräftiger weht, der Himmel ist meist bedeckt. Ein Fotograf in seinem kleinen Lädchen will unbedingt meine Kamera sehen und schmeißt dabei fast vor Aufregung einen Tisch um und fällt fast aus seiner Bude. Ein Bettler, dem ich beim Hinaufgehen 15 K gegeben hatte – rechts hat er kein Bein mehr, links ist das Bein verkrüppelt – lächelt mir freundlich zu, als ich gehe. Ein Mönch sitzt im Treppenaufgang, raucht Zigarette und füttert Tauben, die ihm auf die Hand fliegen. Ein alter Mönch umrundet den Stupa und segnet zwei Leute, die sich ehrfürchtig vor ihm niederknien. Pyay hat außerordentlich viel Grün (es ist auch gut feuchtwarm trotz bedeckten Himmels), von der Pagode aus hat man einen guten Blick auf die Stadt, aber man sieht gar nicht viel von den Häusern, da alles im Grün verschwindet. Hinter der Pagode sitzt der größte sitzende Buddha.

In der Stadt suchen wir nach Batterien für Werners Fotoapparat, wider Erwarten bekommt er tatsächlich passende Lithium - Batterien, und auch noch billiger als zu Hause. Dann fahren wir durch die Stadt zurück zum Ruinengelände der alten Stadt Thayekitthaya = Sri Ksetra. Mit den Auto kommen wir durch Felder und Dorf zum Museum im Dorf Hwama. Im sehr einfachen Museum sind einige sehr schöne Stücke aus der Pyu – Zeit ausgestellt, Reliefs von Buddha, Vishnu (ich weiß nicht, woran das erkenntlich ist) und Boddhisattvas, Graburnen, teilweise mit Inschriften, Votivtäfelchen aus Terrakotta. Dann geht es weiter mit 2 Ochsenkarren, zu Fuß wäre es zwar manchmal schneller, aber manchmal schlecht zu gehen, und vor allem nicht so stilvoll. So zuckeln wir gemütlich dahin, vorbei an Feldern, einzelnen Häusern und arbeitenden Menschen, die uns interessiert nachschauen. Hier kommen sicher kaum Touristen vorbei.

Östlicher Zegu – Tempel: wir fahren nur vorbei

Grab des Arahat: Teilweise neu gemauert, aber auch altes Ziegelgewölbe, höhlenartig eng, 8 Buddha-Reliefs, eines fehlt

bawbawkBawbawgyi – Pagode: unverputzter Ziegelbau zuckerhutförmig, jedoch im unteren Anteil sehr weit hochgezogen fast zylindrisch. Der Stupa ist teilweise hohl, über ein Loch in der Wand gelangt man in einen Gang und einen Innenraum, dort sind Opfergaben niedergelegt, keine Figuren. Die Pagode gilt als die älteste dieser Gegend

Bebe – Tempel : Wahrscheinlich aus dem 10. Jahrhundert, verziert mit Reliefplatten.

Leymyetnath – Tempel : Kleiner quadratischer Ziegelbau, vermutlich aus dem 9. Jhdt.

Grab der Königin Beithano. Hier liegen eingegraben 6 Urnen (wieso 6, ist nicht herauszubekommen). Die Königin versuchte ihren Mann, den König, erfolglos zu ermorden und wurde später selbst vom Volk ermordet.

Zurück durch das Dorf, den schöneren Teil, hier gibt es keine Strasse, nur den für Fußgänger und Ochsenkarren geeigneten Weg. Überall erstaunt blickende Leute und freundlich winkende Kinder mit fröhlichen und staunenden Gesichtern. Die Payama – Pagode sehen wir nur im Vorbeifahren, sie sieht der Payagyi – Pagode sehr ähnlich.

Mittagessen im Restaurant Hlaing Ayeyar, ordentlich, am Fluß gelegen. Dann setzen wir mit dem Boot zu einer Sandbank im Ayeyarwady über, da müssen wir aussteigen und zu Fuß über die Sandbank wandern. Um weiterzukommen, müssen wir nach einem Ruderboot rufen, damit überqueren wir den sehr flachen Flußabschnitt bis zum Dorf am jenseitigen Ufer. Der Besitzer des Ruderboots lädt uns in sein Haus ein, es gibt zwar eine Art Bambuszaun, aber das Haus selbst ist offen, es steht auf Stelzen gut ½ m hoch und hat nur teilweise Seitenwände. Es gibt natürlich Tee und wir kaufen ihm 2 Papayas ab, die köstlich reif sind und die wir an Ort und Stelle verzehren (eine weitere kaufen unsere Jungs und nehmen sie für uns mit). Zwei Frauen arbeiten im Haus, die eine davon reibt Tanaka. Im Dorf ist alles am Kucken, die Kinder beobachten alles ganz genau und scharen sich um uns, die meisten staunen und lachen, ein paar sehen ganz ernst aus. Im Dorf gibt es viele Tamarinden, daher der Name (den ich vergessen habe), es werden sonst vor allem Blumen, Erbsen, Papaya und Erdnüsse angebaut, die Qualität der Papaya ist berühmt im ganzen Land. Daneben steht ein Stupa aus dem 5. Jhdt., klein und verziert mit Spiegeln. Ein größerer hellbraun getünchter Stupa ist darübergebaut, den alten kann man in Innern des größeren sehen. Daneben steht ein Kloster mit 6 Mönchen, wir reden kurz mit dem Sayadaw, er ist schon älter und hat rechts ein zu kurzes Bein in Spitzfußstellung, hatte wohl mal Kinderlähmung. Als wir gehen, geht auch er zum Fluß, putzt sich dort die Zähne und badet.

Zurück im Hotel ist hier für ein Fest - Diner aufgebaut, bereits beim Frühstück hatten wir einen Offiziellen im bunten traditionellen Fest - Longyi und mit weißer Jacke mit Orden und Ordenspangen gesehen. Eine Bank wird heute hier in Pye eingeweiht. Als wir um 19:00 wegfahren zum Abendessen, wird gerade eine Rede gehalten (im Freien auf der Terrasse vor dem Hotel, wo auch die Tische für das Diner aufgebaut sind). Wie wir erfahren, ist es der Handelsminister (Minister for Trade and Commerce), der da spricht. Der militärische Aufwand ist bescheiden, es gibt zwei Soldaten und zwei Polizisten, die für das Zuweisen der Parkplätze verantwortlich sind. Irgendwie sieht auch das alles ein bißchen wenig nach Militärdiktatur aus. In seiner Rede werden vom Minister vor allem auch die Sieger eines Golfturniers geehrt. Wir gehen direkt am Minister und seinen Gästen vorbei.