Bisket Jatra
In Bhaktapur ist Bisket Jatra (oder Yatra) das eindrucksvollste und längste der Frühlingsfeste mit dem spektakulären Prozessionswagen. Der fünfte Tag des Festes ist der Neujahrstag des nepalischen Kalenders
Mehrere Ereignisse laufen hier parallel auf dem grossen Taumadhi Tole und auf dem Töpferplatz, das ganze kulminiert am Khalna Tole (Lyo sin Khel) am Fluss Hanumanti. Mehrere Pausentage unterbrechen das aktive Geschehen, in dieser Zeit finden Opferungen statt
Ein grosser Festwagen (bzw. fahrbarer Tempel) wird für Bhairav gebaut, dessen Tempel am Taumadhi Tole steht, ein kleinerer für Badhrakali (oder Bhairavi), seine Gefährtin (oder Shakti). Deren Tempel steht nahe dem Zielpunkt der Prozession am Khalna Tole. Am Wagen des Bhairav wird vorn das Götterbild von Betal befestigt, dem Gott, der in einem kleinen Seitentempel des Bhairab-Tempels residiert.
Nachdem am frühen Nachmittag der Gott den Wagen bezogen hat (eine blitzartige Aktion, die auch wegen der Menschenmassen nur mit viel Glück fotografiert werden kann), setzt eine Art Tauziehen ein. Stundenlang versuchen die Einwohner der Oberstadt und die Einwohner der Unterstadt unter massiver Anfeuerung, mit langen Seilen den Wagen in ihren Stadtteil zu ziehen, wobei man Angst hat, der Wagen würde zerbrechen. Der sieghafte Stadtteil ist dann berechtigt, den Wagen auf seiner weiteren Reise zu ziehen. Bis er seine erste Zwischenstation erreicht hat, ist es Nacht. Erst zwei Tage später geht es weiter.
Am Khalna Tole wird ein grosser 25m hoher Baumstamm aufgerichtet, Lyo sin dyo als eine Art Lingam, allerdings oben mit einem Querbalken, dort sind Kräuterbündel befestigt. Junge Männer klettern daran hoch und versuchen, als erste oben zu sein und von den geweihten Kräutern mitzubringen, was grossen Segen bedeutet. Irgendwann im Verlauf der Nacht wird auch der kleine Wagen der Badhrakali eintreffen, er stösst mit dem grossen Festwagen zusammen als rituelle Vereinigung von Gott und Göttin. Am nächsten Tag wird der Stamm wieder in einem Wettstreit umgelegt (nicht ungefährlich!, aus Zeitgründen habe ich dies nicht mehr miterlebt), wenn er dem Boden berührt, beginnt offiziell das neue Jahr. Der grosse Festwagen kehrt zum Taumadhi Tole zurück und wird abgebaut, die Einzelteile bis zum nächsten Jahr am Bhairav-Tempel aufbewahrt.
Während der Wagen an der Zwischenstation vorbereitet wird, wird am Töpferplatz ein Baumstamm mit Hilfe von Holzgestellen und Seilen aufgerichtet, ähnlich dem am Kholna Tole, aber ohne Querbalken. 2008 blieb dieser aber nicht bis zum vorgesehenen Zeitpunkt stehen, er stürzte beim Aufrichten um, was zum einen zu zwei Schwerverletzten führte (eher Glück!), aber auch als schlechtes Omen für das kommende Jahr galt.
alle Bilder 2008