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Gujarat

gutjaratiGujarat ist touristisch eher randständig, trotzdem lohnend zu besuchen, denn der Bundesstaat hat einiges zu bieten. Er grenzt im Norden an Rajasthan, im Nordwesten an Pakistan und östlich an Maharashtra. Der Staat hat eine eigene Sprache, die auch von vielen ausschliesslich gesprochen wird, und eine eigene Schrift. Das macht es manchmal auch für andere Inder schwierig, sich zu orientieren, was nach meinem Eindruck teilweise auch gewollt ist. Gujarat zählt zu den "dry states", d.h. es herrscht Alkoholverbot.
Ahmedabad

Ahmedabad ist eine Metropole von mehr als 5 Millionen Einwohnern, ursprünglich bestimmt von der Textilindustrie und Handel, heute zunehmend auch von der IT-Branche. Den Status der Hauptstadt hat die Stadt an das 2009 gegründete Gandhinagar abgeben müssen.

Adalaj ist mehr oder weniger ein Vorort von Ahmedabad im Norden, hier findet man einen der schönsten Stufenbrunnen (gibt es hierfür eigentlich ein schöneres Wort im deutschen?).

In der weiteren Umgebung sollte man den noch schöneren Stufenbrunnen in Patan besuchen (UNESCO Weltkulturerbe), den Sonnentempel in Modhera und bei entsprechendem archäologischem Interesse südlich von Ahmedabad die Ausgrabungsstätte Lothal mit Relikten der Harappa-Kultur ab ca. 2400 vor Chr.

Patan - Modhera

Ungefähr 130 km nordwestlich von Ahmedabad liegen die Ortschaften Patan (nicht zu verwechseln mit der gleichnamigen Stadt in Nepal, ebenfalls Weltkulturerbe) und Modhera.

Zwei Dinge von Bedeutung gilt es in Patan zu besuchen, zum einen den Stufenbrunnen Rani Ki Vav, zum zweiten die Herstellung der Patola-Seide. Diese wird derzeit nur noch in einem Familienbetrieb in aufwendigem Verfahren produziert, nämlich als Ikat oder Doppel-Ikat (sowohl Kett- wie Schussfaden werden vor dem Weben entsprechend dem erwünschten Muster eingefärbt). Dabei wird hier nicht Wachs verwendet, um die nicht zu färbenden Anteile des Fadens abzudecken, sondern der 5-fache Faden wird mit Baumwolle umwickelt. Die Vorbereitung für ein grosses Stück, z.B. für einen Sari, dauert ca. 6 Monate, das Weben noch einmal 2 Monate und kostet dann von 150.000 Rupien aufwärts. In einem kleinen Museum des Betriebs (Patola House) kann man Ikat Webereien aus aller Welt sehen und es wird die Technik erklärt.

Der Stufenbrunnen Rani Ki Vav bei Patan wurde 1063 von Rani Udayamati zur Erinnerung an ihren Ehemann Bhimdev I erbaut. Der gute Erhaltungszustand ist zum Teil der Tatsache geschuldet, dass er über die Jahrhunderte verschüttet und damit geschützt (wenn auch dadurch teilweise zerstört) war, er wurde erst in den 60er und 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts freigelegt. Der eWeg zum Brunnen ist nicht aus allen Richtungen ganz einfach zu finden, da die Beschilderung - wie überall in Gujarat - zum grossen Teil nur in Gujarati mit eigener Schrift und eigener Sprache erfolgt, was auch von auswärtigen Indern nicht verstanden wird.

Der Tempel in Modhera, geweiht dem Sonnengott Surya, wurde 1026 von König Bhimdev I erbaut. Patan war zu dieser Zeit die Hauptstadt seines Reichs, das ungefähr Gujarat umfasste. Zu den Tagen der Tag- und Nachtgleiche fallen die ersten Strahlen der Sonne auf die Gottheit im Sanctum. Die Anlage ähnelt dem 200 Jahre jüngeren Sonnentempel von Konark (Orissa), die dort typischen Wagenräder fehlen aber. Der Shikara fehlt, er wurde um ca. 1300 von Sultan Ala-ud-Din Khilji aus Delhi zerstört. Die Zerstörung von Gesichtern und Brüsten der Frauenfiguren an Wänden und Säulen in teilweise erotischen Darstellungen rühren wahrscheinlich ebenfalls aus dieser Zeit her.

Der Surya Kund oder Rama Kund liegt vor dem Tempel, er wird teilweise als Stufenbrunnen bezeichnet, es handelt sich aber um einen heiligen Teich (Kund) für rituelle Bäder.

Kachchh (Kutch)

Kachchh ist der nordöstliche Teil von Gujarat mit der Haupstadt Bhuj. Der karge Landstrich wird auch als Indiens Wilder Westen bezeichnet. Er ist Heimat verschiedener Volksstämme und ein Höhepunkt kunsthandwerklicher Handarbeit, vor allem Textilbearbeitung mit Stickerei und Blockdruck, auch patchwork. Die in die Textilien eingearbeiteten kleinen Spiegelchen sind typisch.

Der Rann of Kutch ist ein grosses Gebiet von Salzpfannen und Salzsümpfen im nördlichen Gujarat, das im Monsun weitgehend überschwemmt ist. Ursprünglich war das Gebiet von einem Mündungsarm des Indus durchflossen, durch ein starkes Erdbeben 1819 veränderte sich jedoch dessen Verlauf und liess das Sumpfgebiet zurück.
Little Rann of Kutch ist ein Schutzgebiet für die seltenen indischen Wildesel und birgt auch sonst eine reichliche Fauna trotz seiner eigentlichen Lebensfeindlichkeit, insbesondere eine grosse Zahl verschiedener Vögel. Dasada ist der Hauptort, von dem aus man das Gebiet erkunden kann, in der Regel mit Jeep und local guide (permit erforderlich).
Great Rann weist in der Trockenzeit unendliche weisse Salzflächen auf, die bis nach Pakistan hineinreichen. Die Salzwüste geht über in die Wüste Thar. Die Salzwüste ist Anziehungspunkt für indische Touristen, einheimische Studentengruppen und Schulklassen.

Saurashtra

Die grosse Halbinsel war nie Teil von Britisch-Indien, worauf ihre Bewohner stolz sind, sondern Sitz von ca. 200 Kleinstaaten. Das Gebiet ist überwiegend flach, die wenigen Hügel sind meist heilig und von Tempeln gekrönt, insbesondere Shatrunjaya bei Palitana als Pilgerzentrum für Jains. Für Touristen besonders interessant ist das Schutzgebiet Gir, wo die letzten noch verbliebenen asiatischen Löwen zu Hause sind.

Lothal

Lothal ist eine archäologische Ausgrabungsstätte von hoher Bedeutung. Es liegt ca. 80 km südwestlich von Ahmedabad und wurde ab 1954 ausgegraben. Die Stadt ist der Harappa-Kultur zuzuordnen. Zu sehen sind im Wesentlichen Fundamente der urspünglichen Bauten, in einem kleinen sehr sehenswerten Museum werden die Anlage und die Kultur erläutert. Herausragend an der Anlage ist ein grosses Becken, dessen Zweck umstritten war, aber mehrheitlich hat sich die Ansicht durchgesetzt, dass es sich um ein Gezeiten-Hafenbecken handelt, und damit um das älteste bekannte weltweit mit einem Alter von ca. 4.500 Jahren. Handelsbeziehungen bestanden zum Indus, nach Persien, Mesopotamien und Ägypten.

Aus Gründen, die sich mir verschliessen, ist im Museum das Fotografieren mit Kamera verboten, mit Handy aber erlaubt, die Aufnahmen entstanden legal mit Handy-Kamera